U.Meyer Musiklehre Akkorde D7 (2024)

Dominante und verminderter Dreiklang

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Die Dominante ist für den tonalen Zusammenhang enorm wichtig, und sie enthält charakteristische Töne: erstens ist ihr Grundton die Quinte der Tonleiter, also der erste Oberton, der nicht mit dem Grundton der Tonleiter übereinstimmt, und zweitens ist ihre Terz die siebte Stufe der Tonleiter, der Leitton, der in Moll für die harmonische Molltonleiter sorgt, und auch in Dur, sobald eine Zwischendominante auftaucht, für viele Kreuze in Stücken verantwortlich ist.

Auf der Vorseite wurde der verminderte Dreiklang zwar als leitereigener Akkord vorgestellt, aber noch nicht weiter erklärt und auch bei den Akkorden der Kadenz nicht berücksichtigt. Er gehört ja auch weder zu den Dur- noch zu den Molldreiklängen.

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Da er den Leitton (die Terz der Dominante) und die 4. Stufe der Tonleiter enthält, die auch Gegenleitton genannt wird, führt er sehr deutlich über die Halbtonschritte 7. Stufe → 8. Stufe und 4. Stufe → 3. Stufe zur Tonika, wird also "dominantisch" gehört. Unser musikalisches Gehör konstruiert dann auch unter seinem mittleren Ton eine Quinte, den Grundton der Dominante, und wir hören ihn als Dominantseptakkord ohne Grundton oder D7.

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Wenn wir also unter h-d-f ein g als Quinte unter dem d schreiben (Note mit Kreuz im Notenkopf), erhalten wir unseren ersten Vierklang, den vollständigen "Dominantseptakkord" auf g. Im Folgenden soll es um die Wechselwirkungen zwischen Melodik und Harmonik gehen, um Tonleiterstufen und Akkordauflösungen.

Der Dominantseptakkord und die Tonleiter

Eine Durtonleiter ist ja keine Melodie, sondern nur eine Auflistung des Tonmaterials, aus dem Melodien gemacht werden. Trotzdem sind die Töne der Tonleiter nicht gleichwertig, und wenn man mit ihren Tönen eine Weile herumspielt oder improvisiert, merkt man bald, dass man bestimmte Wendungen benutzt und andere lieber lässt. Da man in tonaler Musik die Tendenz hat, ein Musikstück, eine Improvisation, eine Phrase mit der Tonika als Harmonie zu beenden, schließt man natürlich besonders gerne auf dem Grundton, der Terz oder der Quinte der Tonleiter (Hier gibt es Hörexperimente zu Tonleiterstufen).

Leitton und Gegenleitton

Die stärkste "Strebigkeit" haben natürlich der Leitton, die 7. Stufe der Tonleiter, der zum Grundton führt, und die manchmal "Gegenleitton" genannte 4. Stufe, die das Ohr zur Terz der Tonika leitet. Einen Halbtonschritt auf- oder abwärts zu machen wirkt irgendwie besonders schlüssig.

Diese beiden Töne sind auch ausgerechnet diejenigen, die für die Verwendung von Kreuzen und s verantwortlich sind: Der Leitton ist ja immer der Ton, der das "letzte Kreuz" in der Vorzeichenreihe erhält, also der "Fehler", der eine Korrektur notwendig macht. Der Gegenleitton, die vierte Stufe, ist bei den ♭ - Tonarten immer zu hoch, sodass hier die Erniedrigung durch das Vorzeichen nötig ist.

Genau diese beiden Töne, in C-Dur das f und das h, sind die charakteristischsten Töne des Dominantseptakkordes G7, der sich natürlich zur Tonika auflösen möchte.

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Das f löst sich zum e auf, das h wird zum c geführt. Bilden die beiden Töne eine übermäßige Quarte, lösen sie sich nach außen zur Sexte auf, bilden sie eine verminderte Quinte gehen beide Stimmen nach innen zur Terz.

Verhältnisse in Moll

Das verhält sich in Moll genauso, und durch die große Terz der Durdominante (leitereigen wäre in der Molltonleiter ja ein Molldreiklang auf der 5. Stufe) entsteht überhaupt die harmonische Molltonleiter mit einem Leitton. Der "Gegenleitton" als Halbtonschritt ist in Moll nicht wie in Dur vorhanden (die Halbtonschritte in Moll liegen ja zwischen den Stufen 2/3 sowie 5/6, also neben den Terzen von Molltonika und Mollsubdominante), die Strebigkeit der Dominante bleibt aber aufgrund des sehr dissonanten Intervalls übermäßige Quarte / verminderte Quinte erhalten, außerdem ist der Gegenleitton ja die kleine Septime der Dominante, die von sich aus "nach innen" strebt.

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Wie in Dur wären auch in Moll die Töne f und h diejenigen, die ein Komponist setzen müsste, um im zweistimmigen Satz einen Dominantseptakkord klar darzustellen. Der Grundton und die Quinte von g - h - d - f sind die unwichtigeren Töne.

Die "Strebetendenzen" einzelner Töne einer Tonleiter machen ihren Charakter aus. Das kann man auch bei den Kirchentonleitern bzw. deren moderner Benutzung als "modale Skalen" im Jazz beobachten. Im Jazz werden bestimmten Skalen Akkorde zugeordnet und umgekehrt, die Charakteristika des Klangmaterials haben eine besondere Wichtigkeit.

Auflösung des Dominantseptakkords

Wie löst man korrekt einen Dominantseptakkord in Grundstellung auf - eine wichtige Frage nicht nur für die nächste Musikklausur! (Zur Auflösung bei Umkehrungen des D7 siehe unten:)
Wer in der Lage dazu ist, sollte die Notenbeispiele dieses Abschnittes vielleicht auf einem Tasteninstrument durchspielen, und eventuell dabei jede Stimme mitsingen. Ich versuche kurz zusammenzufassen:

Stimmführungsregeln für die Töne der Dominante:

  1. Der Leitton h (die Terz der Dominante) löst sich in den Grundton c (des Zielklanges) auf.
  2. Die Quinte d wird abwärts zum Grundton c geführt, selten nach oben zur Terz, weil man es vermeidet, die Terz eines (Dur-) Akkordes zu verdoppeln (sonst müsste man sie, wenn sie Leittoncharakter hat, zweimal in einen neuen Grundton führen und erhielte Oktavparallelen).
  3. Die Septime f , der Gegenleitton, wird einen Halbtonschritt abwärts zur Terz e des Zielklanges geführt.
  4. Die Oktave g bleibt liegen und wird somit zur Quinte des Zielklanges.
  5. Die verminderte Quinte h-f in der Dominante löst sich in die große Terz c-e auf (bei einem Mollzielklang in die kleine Terz c-es).
  6. Die übermäßige Quarte f-h löst sich in die kleine Sexte e-c auf (bei einem Mollzielklang in die große Sexte es-c).
Daraus ergibt sich:

Auf einen vollständigen D7, der Grundton, Terz, Quinte und Septime (G-h-d-f) enthält, folgt eine unvollständige Tonika (C-c-c-e). Ihr fehlt die Quinte g. Siehe unten, Takt 1.

Ist der D7 unvollständig (dann fehlt die Quinte d, und der Grundton, der schon im Bass steht, wird in einer Stimme verdoppelt: G-h-f-g), erhält man als Auflösung eine vollständige Tonika: C-c-e-g. Siehe unten, Takt 6.

Nehmen wir einen vierstimmigen Satz im Violin/Bassschlüsselsystem. Der Bass bewegt sich jeweils von Grundton zu Grundton, in diesem Fall von G nach C, da das Beispiel der Einfachheit halber in C-Dur steht.

Grundtöne sind schwarz, Terzen rot, Quinten blau und Septen grün eingefärbt.

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Kommentare zu den einzelnen Takten:

1. D7 vollständig, Auflösung unvollständig. Im Sopran liegt die Septime, die sich in die Terz der Tonika auflöst, die Quinte d wird zum c abwärts geführt, der Leitton h im Tenor geht ebenfalls zum c, also wird dieses verdoppelt (das c im Violinschlüssel hat zwei Hälse). Der Zielklang enthält dreimal den Ton c, einmal das e und keine Quinte g. Dieser Takt entspricht dem ersten Satz im rosa Kasten oben.

2. D7 unvollständig (die Quinte d fehlt), Tonika vollständig. Das f im Sopran geht zum e, das h zum c, und der verdoppelte Grundton g im Tenor bleibt liegen, sodass der Zielklang diesmal eine Quinte besitzt.

3. D7 vollständig, Auflösung unvollständig. Man kann die Stimmen so wie in Takt 1 verfolgen, allerdings ist das dreifache c deutlicher sichtbar. In dieser Lage, mit der Terz in der Oberstimme, wird beim Spielen auch deutlich, warum der Leitton nicht zum g abwärts springen darf. Wenn der Leitton in einer Mittelstimme liegt, lässt man ihn aber gerne mal zur Quinte der Tonika "abspringen".

4. D7 unvollständig (die Quinte d fehlt), Tonika vollständig. Die Alternative zu Takt 3.

5. Da im Sopran die Quinte d liegt, muss die Dominante vollständig und damit die Tonika quintlos sein.

6. Hier ist in der Oberstimme der Grundton verdoppelt, also fehlt der Dominante die Quinte, und man erhält eine vollständige Tonika. Dieser Takt entspricht dem zweiten Satz im rosa Kasten oben.

Grundton nicht im Bass

Die beschriebenen Regeln gelten natürlich nicht, wenn ein anderen Ton als der Grundton im Bass der Dominante steht, also eine Umkehrung vorliegt! Dann erhält man tatsächlich auf einen vollständigen D7 eine vollständige Auflösung.

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1. Liegt bei einem vollständigen D7 die Terz im Bass, kann der Grundton der Dominante in einer der oberen Stimmen liegen bleiben - man bekommt also eine vollständige Tonika.

2. Liegt die Quinte d im Bass, gibt es keine Probleme. Die Quinte wird abwärts zum Grundton geführt, und der Grundton bleibt in einer der Oberstimmen liegen und wird zur Quinte der Tonika.

3. Beim Sekundakkord (Septime im Bass der Dominante) wird die Quinte ebenfalls abwärts zum Grundton geführt, man erhält also die gewünschte Verdoppelung des Tonikagrundtones.

Andere fehlende Töne

Kann dem Dominantseptakkord nicht auch mal etwas anderes als die Quinte fehlen?
Wenn man die Septime weglässt, ist es kein D7 mehr, und die Terz braucht die Dominante als Charakteristikum, weil sie als Leitton zum Tonikagrundton führt.
Läßt man den Grundton weg, hat man einen verminderten Dreiklang. Dann muss man im vierstimmigen Satz einen der Töne verdoppeln - meistens die Quinte - und eine der Quinten dann zum Grundton, die andere in die Terz der Tonika führen.

Muss man sich immer an diese Regeln halten? Natürlich gibt es jede Menge Gegenbeispiele, viele Sätze in denen der Leitton in einer Mittelstimme "abspringt" und zur Quinte geht ("sich zur Quinte auflöst" würde ich das allerdings nicht nennen). Trotzdem sollte man die Regeln beherrschen, bevor man sich - bewusst - darüber hinwegsetzt.

Übung zur Auflösung von Dominantseptakkorden

Übung:

Hier folgen einige erweiterte Kadenzen, bei denen ich versucht habe, möglichst oft den Typ des Dominantseptakkordes unterzubringen. Diverse Zwischendominanten mit Septime sind aufzulösen. Dabei steht nicht immer der Grundton im Bass, sodass einige hoffentlich sinnvolle Beispiele zur Frage "Auflösung vollständig oder nicht?" zur Diskussion stehen. Wenn der D7 mit Grundton im Bass vollständig sein soll steht unter der 7 zusätzlich eine 5.

C-Dur, enge Lage.

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A-Dur, enge Lage.

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G-Moll, weite Lage.

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In dieser "Übung zur Funktionsanalyse" sieht man noch einige Beispiele für den Fall, dass im Bass statt des Grundtones die Terz, Quinte oder Septime der Dominante liegt. In der Übung: "Erweiterte Kadenzen für Gitarre" gibt es weitere praktische Beispiele für die Auflösung des D7, und in einer Serie Übungen zu Kadenzen mit besonderen Subdominanten sind viele unvollständige Dominantseptakkorde mit Auflösung untergebracht.

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